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Peregrina

Von

I.

Nun sind die Blumen verdorrt,
Die deine Hand mir brach.
Was deine Lippe sprach,
Blüht still im Herzen fort! …

II.

Wenn aus hohem Walde
Mondenschimmer quillt,
Auf die lichte Halde
Wagt sich vor das Wild.

Jetzt in irrer Klage
Wird die Sehnsucht laut,
Die dem hellen Tage
Nicht ihr Leid vertraut.

Ruft der Hirsch die Hinde,
Ach, sie hört ihn bald,
Wenn umsonst im Winde
Mein Gesang verhallt!

III.

Schwüle Stunden! Flüsternd kaum
Bebt das Laub im Sommerwinde;
Vogelstimmen wie im Traum
Girren im Gezweig der Linde.

Auf dem blumigen Wiesenplan
Glüht und zittert Sonnenhelle;
Schlummertrunken ruht der Schwan
Auf des Weihers blanker Welle.

Ach, und mir in tiefster Brust
Brechen auf die alten Wunden.
Sehnsuchtsvoll in Qual und Lust
Denk‘ ich alter schwüler Stunden!

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Gedicht: Peregrina von Paul Heyse

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Peregrina“ von Paul Heyse behandelt in drei Strophen die Themen Vergänglichkeit, Sehnsucht und die melancholische Erinnerung an vergangene Liebe. Es zeichnet das Bild einer verlorenen oder unerreichbaren Liebe, deren Nachhall das lyrische Ich tief bewegt. Durch eine stimmungsvolle Naturbeschreibung wird die innere Gefühlswelt des Sprechers widergespiegelt.

In der ersten Strophe wird die Vergänglichkeit der äußeren Zeichen der Liebe betont: Die Blumen sind verwelkt, doch die Worte der Geliebten leben weiter im Herzen des lyrischen Ichs. Dies zeigt, dass die emotionale Wirkung der Liebe über den physischen Verlust hinaus Bestand hat. In der zweiten Strophe wird die Sehnsucht verstärkt, indem die Natur als Spiegel der inneren Zerrissenheit dient. Der nächtliche Wald und das rufende Wild symbolisieren eine unerfüllte Liebe – während die Tiere zueinanderfinden, bleibt der Ruf des lyrischen Ichs ungehört.

Die dritte Strophe schildert eine schwüle, fast traumartige Atmosphäre, in der die Natur von Stille und glühender Sommerhitze erfüllt ist. Diese äußere Starre kontrastiert mit dem inneren Aufwallen von Gefühlen: Alte Wunden brechen auf, und die Erinnerung an vergangene Stunden voller Lust und Schmerz überkommt das lyrische Ich. So endet das Gedicht in einer Mischung aus Wehmut und unerfüllter Sehnsucht, in der die Vergangenheit als ebenso schmerzhaft wie kostbar empfunden wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.