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Für Mary aus Ahlbeck

Von

Wir lagen tief in einer Dünenschlucht,
Bei Himbeersträuchern, sahn die Kämme nur
Der hohen Dünen, und der Sonne Spur,
Der Mittagsstunden langsam ziehnde Flucht.

Das Blut empfing den Kuß der Sonne tief,
Der ganze Leib empfing die warme Flut,
o welch ein Glück, da in der Sonne Glut,
Im goldnen Licht das ferne Leid entschlief.

Und langsam sang die Stille uns in Schlaf,
Wir hörten′s kaum noch, wenn der Wind vom Meer
Der Schiffer Stimmen trug zu uns einher,
Und selten Hufschlag noch das Ohr uns traf.

Wie Götter ruhten wir im goldnen Raum.
Des Winds Oboen, und des Sandes Klingen,
Der Halme Zittern, und der Bienen Singen,
Sie klangen leise in den süßen Traum.

Und manches Mal erwachten wir vom Schrei
Der weißen Möwen, der zu Häupten klang,
Und wenn der Wellen Brausen lauter drang
Im aufgefrischten Winde uns herbei.

Dann sahen wir ins tiefe Himmelsblauen.
o weites Reich, das unser Blick durchflog!
Ein Silberwölkchen nur im Lichte zog,
Dianas Bogen war es gleich zu schauen.

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Gedicht: Für Mary aus Ahlbeck von Georg Heym

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Für Mary aus Ahlbeck“ von Georg Heym entwirft ein idyllisches Bild von Ruhe und Geborgenheit in der Natur. Es beschreibt die Erfahrung eines Paares, das in einer Dünenschlucht am Meer liegt und die Wärme der Sonne sowie die Klänge der Natur genießt. Die ersten vier Strophen zeichnen ein Bild von tiefer Entspannung, Sinnlichkeit und einem Gefühl des Glücks.

Der Dichter verwendet eine reiche Bildsprache, um die sinnlichen Erfahrungen des Paares zu vermitteln. Die „Himbeersträucher“, die „hohen Dünen“, die „Sonne Spur“ und die „warme Flut“ des Blutes erzeugen ein Gefühl von körperlicher Nähe und Wohlbefinden. Die Stille und die sanften Klänge der Natur – das „Klingen des Sandes“, das „Zittern der Halme“, das „Singen der Bienen“ – tragen zur Vertiefung des Traumes und der Geborgenheit bei. Das lyrische Ich und Mary ruhen wie Götter im „goldnen Raum“, ein Bild, das die erhabene Natur des Erlebnisses unterstreicht. Die Welt außerhalb der Dünenschlucht, repräsentiert durch die Stimmen der Schiffer und den Hufschlag, dringt nur schwach in ihre Idylle ein.

Die letzten beiden Strophen bringen eine leichte Veränderung in die beschriebene Szenerie. Das Aufwachen vom „Schrei der weißen Möwen“ und das „Brausen der Wellen“ deuten auf eine leichte Störung der Ruhe hin, ein Aufbruch aus dem sanften Traum. Der Blick zum Himmel und das Erblicken eines „Silberwölkchen“ – einem „Dianas Bogen“ gleich – eröffnet eine neue, poetische Ebene der Betrachtung. Dieses Bild des Bogens, verbunden mit der römischen Göttin Diana, die oft mit der Jagd und der Natur in Verbindung gebracht wird, fügt dem Idyll eine gewisse Dramatik und Schönheit hinzu.

Insgesamt feiert das Gedicht die Schönheit der Natur, die Sinnlichkeit des Erlebens und die Momente der Ruhe und Geborgenheit, die das Paar in ihrer kleinen Welt findet. Die sorgfältig gewählte Sprache und die poetischen Bilder schaffen eine Atmosphäre von Frieden und Glückseligkeit, die durch die leichten Störungen in den letzten Strophen nur noch verstärkt wird. Das Gedicht ist ein Lobgesang auf die Liebe, die Natur und die flüchtigen Momente des Glücks, die in einer scheinbar einfachen Szene am Meer gefunden werden können.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.