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Was macht Deutschland?

Von

Sonntag.Deutschland pflegt sich –
Wohl zu besinnen.
Montag.Deutschland regt sich –
Was wird′s beginnen?
Dienstag.Deutschland trägt sich –
Mit großen Gedanken.
Mittwoch.Deutschland bewegt sich –
In gesetzlichen Schranken.
Donnerstag.Deutschland frägt sich –
Ob′s endlich soll?
Freitag.Deutschland schlägt sich –
Schlägt sich wie toll!
Sonnabend.Deutschland legt sich –
Zu Protokoll!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Was macht Deutschland? von Georg Herwegh

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Was macht Deutschland?“ von Georg Herwegh ist eine satirische Kritik an der politischen Lethargie und dem Aktionismus im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Es zeichnet in einer prägnanten, witzigen Form ein Bild von der politischen Trägheit und dem letztendlich ergebnislosen Aktivismus der deutschen Gesellschaft.

Das Gedicht ist in Form einer Wochenübersicht aufgebaut, wobei jeder Wochentag eine bestimmte Aktivität Deutschlands repräsentiert. Sonntag steht für Besinnung, Montag für das Erwachen von Aktivitäten, Dienstag für das Ertragen von Gedanken, Mittwoch für Bewegung in Grenzen, Donnerstag für die Frage nach dem Handeln, Freitag für das engagierte Handeln und Samstag für die Dokumentation. Die Struktur ist dabei bewusst repetitiv und die beschriebenen Aktivitäten erscheinen scheinbar aktiv und engagiert.

Die Ironie des Gedichts entfaltet sich durch die Diskrepanz zwischen den Aktivitäten und dem tatsächlichen Ergebnis. Deutschland „besinnt“ sich, „regt sich“, „trägt sich mit großen Gedanken“, „bewegt sich in gesetzlichen Schranken“, „fragt sich, ob’s endlich soll“, und „schlägt sich“. Aber am Ende landet alles im „Protokoll“, also in der schriftlichen Fixierung und damit im Nichtstun. Das „Schlagen“ am Freitag, welches man als revolutionären Akt deuten könnte, mündet in der Dokumentation, also der reinen Bürokratie am Samstag, was die Sinnlosigkeit dieser Aktionen unterstreicht.

Die Sprache ist einfach und direkt, die Reime sind präzise und verleihen dem Gedicht einen leichtgängigen Charakter, der den satirischen Ton verstärkt. Herwegh verwendet kurze, prägnante Sätze und eine einfache Wortwahl, um seine Kritik klar und verständlich zu machen. Die Verwendung des Wortes „Deutschland“ als Subjekt in jedem Vers verstärkt zudem den Eindruck, dass die gesamte Nation in diesem Kreislauf der Untätigkeit gefangen ist. Das Gedicht stellt somit einen Kommentar zur politischen Realität seiner Zeit dar, in der vermeintlich aktive Bemühungen letztlich im Stillstand oder in der Dokumentation scheiterten.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.