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Gutenberglied

Von

bei der Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst zu Konstanz, 1840

Kennt ihr, kennt ihr das freie Wort,
Das mit der Sonne kreist?
Das mit den Wogen donnert fort?
Das mit dem Sturme reist?
Das reich wie Tau vom Himmel tropft,
An Hütten und Paläste klopft?
Kennt ihr den freien Geist?

Kennt ihr, kennt ihr das Zauberschwert,
Dem jede Lüge fällt?
Kennt ihr den Meister, lieb und wert?
Kennt ihr der Helden Held?
Von Gutenberg singt mir ein Lied,
Ein Lied vom guten Waffenschmied,
Ein Lied vom Mann der Welt!

Die Wahrheit klingt von Ohr zu Ohr,
Sie klingt von Mund zu Mund,
Sie hat wie Sterne ihren Chor
Und tut sich allwärts kund;
Das Wort rauscht wie das freie Meer
Frei um die weite Erde her
Und schließt den Völkerbund.

Und der es so aus stummer Nacht
Erlöst, der das getan,
Der tausendfältig es gemacht,
Dem stimmt ein Loblied an!
Heil ihm, Heil ihm und seinem Werk!
Dem Gutenberg, dem besten Berg!
Heil jedem freien Mann!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Gutenberglied von Georg Herwegh

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Gutenberglied“ von Georg Herwegh ist ein feierliches Loblied auf Johannes Gutenberg und seine bahnbrechende Erfindung des Buchdrucks. Herwegh hebt die revolutionäre Bedeutung der Druckkunst hervor, indem er das „freie Wort“ als zentrales Motiv verwendet. Das Wort wird als machtvolle Kraft beschrieben, die sich „mit der Sonne“, „mit den Wogen“ und „mit dem Sturme“ über die ganze Welt verbreitet und an „Hütten und Paläste klopft“. Diese Bilder unterstreichen die universale Wirksamkeit und Unaufhaltsamkeit der freien Rede und der Verbreitung von Wissen.

Herwegh stilisiert den Buchdruck zu einer „Waffe“, die gegen „jede Lüge“ eingesetzt werden kann. Gutenberg erscheint in dieser Deutung als ein „Helden Held“, als einer, der durch seine Erfindung den „freien Geist“ befreit und zugänglich gemacht hat. Das „Zauberschwert“ steht symbolisch für die Wahrheit, die durch den Buchdruck gestärkt und verteidigt wird. Der Dichter verbindet hier romantischen Heldenmythos mit der Aufklärungsidee der geistigen Emanzipation.

Das Gedicht thematisiert auch die verbindende Kraft des Wortes. Die Metapher vom „freien Meer“ und der „Völkerbund“ deuten darauf hin, dass der Buchdruck nicht nur Wissen verbreitet, sondern auch Völker über Grenzen hinweg miteinander verbindet. Herwegh feiert den Buchdruck somit als Werkzeug der Freiheit und Völkerverständigung. Die Wahrheit wird durch das freie Wort vervielfältigt und „tausendfältig“ der Menschheit zugänglich gemacht.

In der letzten Strophe steigert sich das Gedicht zu einem emphatischen Loblied auf Gutenberg und alle „freien Männer“. Damit wird die Erfindung des Buchdrucks als zentraler Schritt zur Demokratisierung des Wissens und zur Befreiung des Geistes gewürdigt. Herweghs Gedicht ist sowohl eine Huldigung an die technische Errungenschaft als auch ein leidenschaftliches Bekenntnis zur Freiheit des Denkens und Sprechens.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.