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An Reptill

Von

Rebuff verfolget mich; ihn darfst du nicht erbittern:
Und Arbas; doch auch er ist dir ein Matador:
Selbst Struma; »Struma selbst?« Du widersprichst nicht Rittern,
Und wie schwingt Struma sich aus Staub und Nacht empor!
Urgande will sich mehr, als alle die, erkühnen:
Du bist ein Wittwenfreund, und sie ist reich, Reptill.
Mein Gönner, lebe wohl! Nicht Sklaven mag ich dienen:
Frei muß der Stolze sein, der mir gebieten will.

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Gedicht: An Reptill von Friedrich von Hagedorn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Reptill“ von Friedrich von Hagedorn ist eine satirische Kritik an den gesellschaftlichen Gepflogenheiten und insbesondere an der Heuchelei und dem Opportunismus, die im Umgang mit wohlhabenden und einflussreichen Persönlichkeiten vorherrschen. Der Autor wendet sich an einen imaginären Reptill, der als Vermittler oder vielleicht sogar als Profiteur dieser unlauteren Praktiken fungiert. Die knappe, aber prägnante Form des Gedichts unterstreicht die Direktheit und Schärfe der Kritik.

In den ersten vier Versen werden verschiedene Personen genannt: Rebuff, Arbas, Struma. Diese scheinen allesamt eine gewisse Machtposition oder einen gewissen Einfluss zu besitzen, denn der Sprecher muss sich vor ihnen „verbergen“ oder mit ihnen „paktieren“. Hagedorn stellt diese Charaktere als Bedrohung dar, indem er betont, dass Reptill sie nicht verärgern darf und sie gleichsam „Matadore“ sind, denen man sich unterwerfen muss. Insbesondere die Erwähnung von Struma, die sich aus „Staub und Nacht empor“ schwingt, deutet auf eine Aufsteigerin hin, die ihre Machtstellung durch geschickte Manöver errungen hat. Die Frage des Sprechers „Struma selbst?“ drückt dabei Ungläubigkeit und Abscheu aus.

Die zweite Hälfte des Gedichts verstärkt die Kritik, indem eine weitere Figur, Urgande, eingeführt wird. Urgande wird als „Wittwenfreund“ bezeichnet, was in der damaligen Zeit oft eine Chiffre für einen Mann war, der das Vermögen einer Witwe anstrebte. Hagedorn betont ihre Reichtümer und deutet damit an, dass Reptill an dieser Verbindung interessiert sein könnte. Der letzte Vers des Gedichts ist ein mutiger Ausbruch des Sprechers. Er verabschiedet sich von Reptill und weigert sich, als Sklave zu dienen. Er fordert, dass der, der ihm befehlen will, selbst stolz und frei sein muss.

Hagedorns Gedicht ist ein Ausdruck von Unabhängigkeit und einem Widerstand gegen die Zwänge der Gesellschaft. Durch die Wahl von satirischen Bildern und der direkten Ansprache an Reptill entlarvt der Autor die Korruption und die Abhängigkeit, die in den sozialen Beziehungen seiner Zeit existierten. Der sprechende „Ich“-Erzähler wählt die Freiheit, sich von diesen Praktiken zu distanzieren und seine eigene Integrität zu bewahren. Das Gedicht ist ein klares Statement für eine freie und ungebundene Existenz.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.