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Will keine Blumen mehr

Von

Die Sommerrosen blühen
Und duften um mich her;
Ich seh‘ sie all‘ verglühen,
Will keine Blumen mehr.

Der Bruder mein that ziehen
Mit Königs stolzem Heer,
Läßt einsam mich verblühen,
Will keine Blumen mehr.

Die blanken Waffen sprühen
Weit Funken um ihn her;
Das Herz thut ihm erglühen,
Will keine Blumen mehr.

Und Silbersterne blühen
Um Helm und Brustschild her,
Die blitzend ihn umziehen,
Will keine Blumen mehr.

Die Sommerrosen glühen
Und duften all‘ so sehr;
Ich seh‘ sie all‘ verblühen,
Will keine Blumen mehr.

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Gedicht: Will keine Blumen mehr von Luise Hensel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Will keine Blumen mehr“ von Luise Hensel verbindet die Vergänglichkeit der Natur mit einer persönlichen, schmerzlichen Erfahrung des Verlusts. Die blühenden Sommerrosen, die normalerweise Freude symbolisieren, werden hier zu einem Sinnbild für das Vergehen und die Einsamkeit des lyrischen Ichs. Obwohl sie duften und ihre Schönheit entfalten, möchte das Ich sie nicht mehr – ein Hinweis darauf, dass es keinen Trost in ihnen findet.

Der Grund für diese Ablehnung wird in der zweiten Strophe deutlich: Der Bruder des lyrischen Ichs ist mit dem Heer des Königs in den Krieg gezogen und hat die Sprecherin zurückgelassen. Die Blumen, die für das Leben stehen, verblühen ebenso wie die Unbeschwertheit, die einst vielleicht existierte. Dieser Kontrast zwischen den natürlichen Blumen und den „blanken Waffen“, die nun um den Bruder sprühen, verstärkt das Gefühl der Entfremdung.

Besonders eindrucksvoll ist das Bild der „Silbersterne“, die Helm und Brustschild des Bruders schmücken. Sie erscheinen wie ein Ersatz für die Blumen, doch anstelle von Lebendigkeit und Schönheit symbolisieren sie Krieg und Gefahr. Die letzte Strophe wiederholt den Anfang und unterstreicht so die Unveränderlichkeit des Schicksals: Die Natur mag sich erneuern, doch für das lyrische Ich bleibt der Schmerz bestehen. Die Blume als Symbol der Hoffnung und Freude verliert hier ihre Bedeutung – denn in einer Welt, in der der Bruder fehlt, scheint ihre Schönheit sinnlos.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.