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Lied

Von

Ich bin ein deutsches Mädchen!
Es schlägt mein freies, stolzes Herz
Voll heil’ger Glut
Für’s deutsche Vaterland empor.

Ich bin ein deutsches Mädchen!
Verachtend werf‘ ich Modetand
Und schnöden Witz
Und eit’len Glanz und Flitter hin.

Ich bin ein deutsches Mädchen!
Mein ganzer Stolz ist’s Vaterland;
Ein Eichenzweig
Ein Veilchenkranz mein ganzer Schmuck.

Ich bin ein deutsches Mädchen!
Ich siegte kühn den schweren Sieg,
Den Sieg der Pflicht,
Den nur ein deutsches Mädchen siegt.

Ich bin ein deutsches Mädchen!
Mein Arm ist kräftig, wie mein Muth,
Gern weiht‘ ich ihn
Dem Kampfe für das Vaterland!

Gern kämpft‘ ich für die Freiheit;
Doch ich bin Weib und mein Beruf
Ist tödten nicht,
Nicht sterben für das Vaterland.

Ich bin ein deutsches Mädchen!
Ich seh‘ mit hohem Stolz im Blick
Zum blut’gen Kampf
Den edeln, theuern Bruder ziehn.

Ich bin ein deutsches Mädchen!
Verachtend blick‘ ich jeden Fant
Und Süßling, dich
Und zürnend jeden Schmeichler an;

Ich kann sie nimmer hassen,
Die Knaben ohne Kopf und Herz;
Sie sind zu klein,
Zu arm, zu schwach für meinen Haß.

Ich bin ein deutsches Mädchen!
Glück zu, erhab’nes Vaterland!
Bald bist du frei
Durch deiner Streiter kräft’gen Arm!

Ich bin ein deutsches Mädchen!
Wie glüht die Wange mir, wie wallt
Mein Herz empor,
Daß ich ein deutsches Mädchen bin.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Lied von Luise Hensel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Lied von Luise Hensel“ von Luise Hensel ist ein leidenschaftlicher Ausdruck von Nationalstolz und der Verehrung für das „deutsche Vaterland“. Die wiederholte Betonung des „deutschen Mädchens“ in jedem Vers dient dazu, eine starke, stolze Identität zu etablieren, die sich sowohl von der äußeren Welt als auch von oberflächlichen Werten abgrenzt. In der Darstellung des Mädchens wird eine tiefe Verbundenheit mit dem Land und seinen Werten betont, die über oberflächlichen Luxus oder Vergnügungen hinausgeht.

Im ersten Teil des Gedichts stellt sich die Erzählerin selbstbewusst dar und hebt hervor, dass sie „Modetand“ und „schnöden Witz“ verachtet, was auf eine Ablehnung von oberflächlichen, nicht authentischen Aspekten der Gesellschaft hinweist. Ihr Stolz auf das Vaterland ist dabei mehr als eine patriotische Geste; er ist tief verwurzelt in einer inneren Überzeugung, die sich durch ihren Verzicht auf „Flitter“ und „Glanz“ ausdrückt. Der einfache Schmuck, den sie beschreibt – ein Eichenzweig und ein Veilchenkranz – steht symbolisch für eine unprätentiöse, naturverbundene Tugend.

Der zweite Teil des Gedichts beschäftigt sich mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft und der Spannung zwischen den Anforderungen an „ein deutsches Mädchen“ und den traditionellen Geschlechterrollen. Die Erzählerin spricht von „Sieg“ und „Pflicht“, und betont, dass sie bereit wäre, für ihr Vaterland zu kämpfen, doch gleichzeitig gibt es eine klare Grenze: Sie sei „Weib“ und ihr „Beruf“ sei nicht der Kampf, sondern eine andere, möglicherweise mit Fürsorge und Opferbereitschaft verbundene Rolle. Dieser Zwiespalt wird verstärkt durch die Sehnsucht, den „edlen, teuren Bruder“ im Kampf zu unterstützen, jedoch nicht selber „zu sterben für das Vaterland“.

Am Ende des Gedichts wird der Blick auf die „Knaben ohne Kopf und Herz“ geworfen, was eine kritische Haltung gegenüber denen zeigt, die sich nicht mit den Idealen des Gedichts identifizieren können. Die Erzählerin zeigt, dass sie diesen Personen gegenüber keine Feindseligkeit hegt, aber sie betrachtet sie als zu schwach und unzulänglich, um in ihrem Verständnis von Nationalstolz und Pflicht eine Rolle zu spielen. Das Gedicht endet mit einem feierlichen Ausblick auf die Freiheit des Vaterlandes, bei dem der Stolz der Erzählerin, ein „deutsches Mädchen“ zu sein, noch einmal bekräftigt wird.

Insgesamt stellt das Gedicht eine starke Identifikation mit nationalen Werten und eine klare Rollenauffassung der Frau zu einer bestimmten historischen Zeit dar, die sowohl durch Stolz als auch durch innere Konflikte geprägt ist.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.