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Kunst und Afterkunst

Von

(Bei Gelegenheit eines Gastspiels der Rachel.)

Mit der Mutter Natur, die leise vom Sommer zum Winter
Schreitet und wieder zurück, rechtet das russische Bad.
Matt sind Frühling und Herbst, so ruft es, ich werde dir zeigen,
Daß auch ein einziger Schritt führt von der Hitze zum Frost.
Jene erwidert mit Lächeln: ich weiß es, doch frommt′s nur dem Kranken,
Aber ich sorge für die, welche gesund sind, wie ich.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Kunst und Afterkunst von Friedrich Hebbel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Kunst und Afterkunst“ von Friedrich Hebbel ist eine pointierte Auseinandersetzung mit dem Wesen von Kunst, insbesondere im Vergleich zur Nachahmung und dem rein oberflächlichen Effekt. Das Gedicht, das anlässlich eines Gastspiels der Schauspielerin Rachel entstanden ist, stellt einen Dialog zwischen der Natur, dem Inbegriff echter Schöpfung, und einer „Afterkunst“, die hier durch das „russische Bad“ symbolisiert wird. Das Bad steht für eine kurzfristige, künstliche und möglicherweise sogar schädliche Erfahrung, die im Gegensatz zur beständigen, zyklischen Entwicklung der Natur steht.

Das Gedicht beginnt mit einer Beschreibung der Natur, die in ihren Jahreszeiten sanft und kontinuierlich voranschreitet. Der Wechsel vom Sommer zum Winter und wieder zurück wird als Ausdruck der natürlichen Ordnung und des gesunden Kreislaufs dargestellt. Die „Afterkunst“ hingegen, die durch das „russische Bad“ repräsentiert wird, beansprucht eine vergleichbare Fähigkeit: nämlich den direkten Übergang von Hitze zum Frost in einem einzigen Schritt. Dieser Anspruch ist jedoch trügerisch, da er nicht auf einer natürlichen Entwicklung beruht, sondern auf einem künstlichen, manipulierten Prozess, der das Gleichgewicht stört.

Die Antwort der Natur offenbart die wahre Wertigkeit beider Prinzipien. Sie lächelt über den Anspruch der „Afterkunst“ und erkennt an, dass der plötzliche Übergang von Wärme zu Kälte lediglich für den Kranken von Nutzen sein mag. Das bedeutet, dass die schnelle, scheinbar transformative Wirkung der „Afterkunst“ nur eine vorübergehende Erleichterung oder gar eine Täuschung darstellt. Die Natur, als Garantin des Lebens und der Gesundheit, hingegen kümmert sich um die Gesunden, indem sie ihnen eine harmonische Entwicklung und ein nachhaltiges Wohlbefinden ermöglicht.

Hebbel legt in diesem Gedicht eine klare Wertung zugunsten der wahren Kunst und der Natur nahe. Die Schauspielerin Rachel und ihre Kunst repräsentieren in diesem Kontext die „wahre“ Kunst, während die im Gedicht personifizierte „Afterkunst“ die bloße Nachahmung und den oberflächlichen Effekt darstellt, der kurzzeitig beeindrucken mag, aber keine bleibende Wirkung hat. Das Gedicht ist eine Warnung vor der Verlockung des Künstlichen und eine Hommage an die Beständigkeit und die tieferen Wahrheiten, die in der natürlichen Ordnung und der wahren Kunst zu finden sind.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.