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Reiters Morgengesang

Von

Morgenrot,
Leuchtest mir zum frühen Tod?
Bald wird die Trompete blasen,
Dann muss ich mein Leben lassen,
Ich und mancher Kamerad.

Kaum gedacht,
War der Lust ein End gemacht!
Gestern noch auf stolzen Rossen,
Heute durch die Brust geschossen,
Morgen in das kühle Grab.

Ach, wie bald
Schwindet Schönheit und Gestalt!
Tust du stolz mit deinen Wangen,
Die wie Milch und Purpur prangen?
Ach, die Rosen welken all!

Darum still
Füg ich mich, wie Gott es will.
Nun, so will ich wacker streiten,
Und sollt ich den Tod erleiden,
Stirbt ein braver Reitersmann.

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Gedicht: Reiters Morgengesang von Wilhelm Hauff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Reiters Morgengesang“ von Wilhelm Hauff thematisiert die Vergänglichkeit des Lebens und die Tapferkeit eines Soldaten angesichts des nahenden Todes. Das lyrische Ich ist sich des bevorstehenden Sterbens bewusst, da der „Morgenrot“ den „frühen Tod“ ankündigt. Der Soldat rechnet mit dem baldigen Einsatz und akzeptiert das Schicksal, das ihn und seine Kameraden erwartet. Die düstere Morgenstimmung und die Erwartung des Trompetensignals symbolisieren den Übergang vom Leben in den Tod.

Hauff nutzt in seinem Gedicht Kontraste, um die plötzliche Wendung vom Leben zum Tod zu verdeutlichen. Die Erinnerung an „gestern“, als der Reiter noch „auf stolzen Rossen“ ritt, steht im Gegensatz zur heutigen Aussicht auf den Tod „durch die Brust geschossen“. Auch die Schönheit und Stärke, die mit Jugend und militärischem Stolz verbunden sind, verlieren im Angesicht der Sterblichkeit an Bedeutung. Die „Milch und Purpur“-Wangen, Sinnbild für jugendliche Frische, werden unweigerlich „welken“.

Trotz der düsteren Aussichten bleibt das lyrische Ich gefasst und entschlossen. Die letzte Strophe bringt die Akzeptanz des Schicksals zum Ausdruck, indem der Soldat sich dem Willen Gottes unterordnet. Mut und Pflichtbewusstsein stehen im Vordergrund – selbst wenn der Tod unausweichlich erscheint, möchte der Reiter als „braver Reitersmann“ sterben. Hauff stellt hier ein Ideal von Tapferkeit und Ehre im Krieg dar, das den drohenden Tod nicht verdrängt, sondern mit Haltung annimmt.

Das Gedicht verbindet somit die Themen Tod, Vergänglichkeit und soldatische Tugenden. Mit schlichter, aber eindringlicher Sprache vermittelt Hauff eine melancholische Stimmung, die die Härte des Krieges und die Würde des Einzelnen im Angesicht des Todes betont.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.