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Adams Opfer

Von

Die schönsten Früchte, frisch gepflückt,
Trägt er zum grünen Festaltar,
Und bringt, mit Blumen reich geschmückt,
Sie fromm als Morgenopfer dar.

Erst blickt er froh, dann wird er still:
O Herr, wie arm erschein ich mir!
Wenn ich den Dank dir bringen will,
So borge ich selbst den von dir!

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Gedicht: Adams Opfer von Friedrich Hebbel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Adams Opfer“ von Friedrich Hebbel ist eine kurze, aber tiefgründige Betrachtung über die menschliche Beziehung zu Gott und die eigene Unzulänglichkeit im Angesicht des Göttlichen. Es schildert einen Moment der Andacht, in dem Adam, der erste Mensch, Gott seine Gaben darbringt und dabei die eigene Beschränktheit und Abhängigkeit erkennt.

Der erste Teil des Gedichts beschreibt die Handlung. Adam, voller Freude und Dankbarkeit, trägt die schönsten Früchte als Opfergabe zum Altar. Die Verwendung von Bildern wie „grünen Festaltar“ und „Blumen reich geschmückt“ deutet auf eine feierliche und festliche Atmosphäre hin, die die Wertschätzung Adams gegenüber Gott unterstreicht. Er scheint in diesem Moment im Einklang mit der Natur und mit Gott zu stehen. Die Zeilen vermitteln einen Eindruck von Ursprünglichkeit und Unschuld, einer Welt, die noch frei von Sünde und Leid ist.

Der zweite Teil des Gedichts enthüllt die innere Wandlung Adams. Von der anfänglichen Freude kippt die Stimmung in eine stille Besinnlichkeit. Die Frage „O Herr, wie arm erschein ich mir!“ offenbart eine Erkenntnis der eigenen Unvollkommenheit und des mangelnden Vermögens, Gott angemessen zu danken. Adam realisiert, dass selbst das, was er darbringt, letztlich von Gott selbst stammt. Die letzte Zeile, „So borge ich selbst den von dir!“, ist der Kern des Gedichts: Adam ist sich bewusst, dass er seine Gaben nur aus den von Gott gegebenen Ressourcen bezieht.

Hebbel verwendet eine einfache, klare Sprache, die die unmittelbare Emotionalität des Gedichts verstärkt. Der Wechsel von der äußeren Handlung zur inneren Reflexion spiegelt die Komplexität des menschlichen Glaubens wider. Die Kürze des Gedichts trägt zur Intensität bei, indem sie die zentrale Botschaft verdichtet: Die Erkenntnis der eigenen Beschränktheit und die gleichzeitige Anerkennung der unermesslichen Großzügigkeit Gottes. Das Gedicht regt den Leser dazu an, über die eigene Beziehung zum Göttlichen und die Quelle von Dankbarkeit nachzudenken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.